Tisch mit diversen Unterlagen sinnbildlich für die Unternehmensbewertung und wie die Migros Bank dabei unterstützen kann

Wie bewerte ich ein Unternehmen? Ein Methodenüberblick

Im Rahmen einer Nachfolgeplanung, Firmenübernahme oder Unternehmensakquisition stellt sich immer auch die Frage nach dem Wert des Unternehmens. Die Vorstellungen von Käufer und Verkäufer liegen dabei meist auseinander, da sie gewisse Parameter der Firmenbewertung unterschiedlich gewichten. Während der Verkäufer sein Herzblut und Engagement für die Unternehmung einrechnet, fokussiert der Käufer vor allem auf die potenziellen Risiken, die bei der Übernahme auf ihn zukommen könnten. Da beide Positionen berechtigt und nachvollziehbar sind, ist es wichtig, dass für die Preisverhandlungen eine möglichst objektive Wertbeurteilung vorliegt. Dabei kommen unterschiedliche Methoden der Unternehmensbewertung zum Zug.

Wann braucht es eine Unternehmensbewertung?

Oft sind es neue Lebensumstände, Zukunftspläne oder Geschäftsideen, die den Inhaber einer Firma auf den Gedanken bringen, das eigene Unternehmen zu verkaufen. Auch der bevorstehende Ruhestand oder der Wunsch nach beruflicher Veränderung können Gründe sein, weshalb man den Marktpreis seines Unternehmens wissen will. Gerade wenn die Dringlichkeit des Verkaufs keine grosse Rolle spielt, lässt sich entspannt ausloten, mit welchem Verkaufspreis man in etwa rechnen kann beziehungsweise, ob sich der Schritt «Firma verkaufen» aktuell lohnt. Wer auf der anderen Seite mit dem Gedanken spielt, ein Unternehmen zu kaufen – sei dies, um sich selbstständig zu machen oder mit dem Zukauf sein bestehendes Geschäft wachsen zu lassen – will natürlich auf die berühmte Katze im Sack verzichten. Für die Beurteilung braucht es einerseits Verständnis für das Geschäftsmodell, andererseits aber auch Gewissheit hinsichtlich der zukünftigen Ertragskraft des Betriebs. Ob Firma kaufen oder verkaufen: In beiden Fällen bringt eine professionelle und objektive Unternehmensbewertung Klarheit. Weitere Gründe für eine Unternehmensbewertung können sein:

  • Änderung der Rechtsform
  • Sachgründung
  • Übernahme einer Beteiligung
  • Fusion
  • Spaltung
  • Gesellschafterwechsel
  • Pflichtteilsberechnung bei Erbteilungen
  • Güterrechtliche Auseinandersetzung zwischen Eheleuten

Welche Methoden zur Firmenbewertung gibt es?

Wie bei einer Immobilienbewertung unterscheidet man auch bei der Firmenbewertung zwischen einem theoretischen Wert, bei dem Zahlen und Fakten zugrunde liegen, und dem effektiven Marktwert, der sich – geprägt von subjektiven Wertvorstellungen – aus Angebot und Nachfrage ergibt.

Theoretische Bewertungsmethoden zur Wertfindung

Zunächst geht es um die Erfassung klassischer Unternehmenswerte. Dazu gehören alle Zahlen aus Bilanz- und Erfolgsrechnung, Kontendetails und Wareninventur. Da qualitative Faktoren ebenfalls eine Rolle spielen, werden auch Informationen zur Organisation (wie Fluktuationsrate), zu Kunden und Lieferanten (allfällige Klumpenrisiken), zum technologischen Know-how (wie Innovationsgrad) und Marktentwicklung mit einbezogen. Auf Basis all dieser Daten und Informationen wird nun mittels der passenden Bewertungsmethode der theoretische Unternehmenswert berechnet.

Substanzwert-Methode

Bei dieser Methode entspricht der Unternehmenswert dem Eigenkapital, bereinigt um die stillen Reserven und die latenten Steuern. Für die Bewertung ist nur die Bilanz relevant, d.h. immaterielle Werte wie Marktpotenziale, Gewinnprognosen oder das Know-how von Mitarbeitenden werden nicht berücksichtigt. Der Substanzwert gilt oft als Preisuntergrenze: Bei einem tieferen Preis kann die Liquidation des Unternehmens lukrativer sein.

Vorteil: Die Berechnung ist einfach

Nachteil: Rentabilität und Zukunftsaussichten sind nicht berücksichtigt

Ertragswert-Methode

Hier wird der Wert des Unternehmens aus den zukünftigen Erträgen und den zu erwarteten Renditen hergeleitet, also Ertragsströme wie Gewinne oder Cashflows. Immaterielle Werte wie Kundenstamm, Marktposition und Reputation fliessen mit ein. Weitere Faktoren sind Strategie des Unternehmens, Marktsituation und Management.

Vorteil: Rentabilität und Zukunftsaussichten sind berücksichtigt

Nachteil: Schätzung des Gewinns und Bereinigung der Erfolgsrechnung sind schwierig

Praktiker-Methode

Diese Methode, auch Mittelwertmethode genannt, kombiniert Substanz- und Ertragswert, wobei der Ertragswert meist doppelt und der Substanzwert einfach gewichtet wird. Diese Methode ist speziell bei Unternehmungen in der Schweiz beliebt, da sie oft auch von den Behörden zur Bestimmung der Verkehrswerte nicht-kotierter Firmen herangezogen wird.

Vorteil: Substanz, Rentabilität und Zukunftsaussichten sind berücksichtigt

Nachteil: 1:2-Verhältnis zwischen Substanz und Ertrag ist nicht bei allen Unternehmen sinnvoll

Discounted-Cashflow-Methode (DCF)

Bei der DCF-Methode erfolgt die Berechnung auf Basis des Free Cashflows nach Steuern. Dabei gilt es, die zukünftigen Geldflüsse zu prognostizieren und dann mittels des steueradjustierten durchschnittlichen Kapitalkostensatzes auf den Zeitpunkt der Bewertung hin zu diskontieren. Die Methode ist sehr umfassend, setzt aber eine gute Mittelfristplanung voraus.

Vorteil: Umfassende und anerkannte Methode

Nachteil: Hoher Aufwand für die Schätzung des Cashflows, komplexe Bestimmung des Kapitalisierungssatzes

Effektive Marktwertmethode zur Wertfindung

Theoretische Werte nützen wenig, wenn sich dann kein Käufer finden lässt, der mit dem daraus abgeleiteten Kaufpreis einverstanden ist. Entsprechend braucht es den Abgleich der Resultate aus der klassischen Bewertung mit tatsächlich erzielten Marktpreisen. Dazu werden die Verkaufspreise von Unternehmen mit ähnlichen Parametern bezüglich Grösse und Branche wie die zu bewertende Firma hinzugezogen. Auf dieser Grundlange kann schliesslich eine realistische, auf dem Markt plausibilisierte Marktpreis-Bandbreite für das betreffende Unternehmen ermittelt werden.

Aus Erfahrung wissen wir, dass die Resultate der verschiedenen Bewertungsmethoden bisweilen weit auseinanderklaffen. Darum ist es wichtig, dass die Ergebnisse richtig interpretiert werden und man sich so einem realistischen Wert annähert, der dann als Basis für die Preisverhandlungen dient. Gerne übernehmen wir für Sie die objektive Beurteilung anhand von Unternehmens- und Branchenanalysen und verifizieren Ihre Business- und Finanzpläne

Erich Fierz, Kundenbetreuer Strukturierte Finanzierungen

Welche Bewertungsmethode ist die Richtige?

Jede der Bewertungsmethoden hat seine Vor- und Nachteile, weshalb es in der Praxis üblich ist, einen Mix der verschiedenen Unternehmensbewertungsmethoden anzuwenden. Der Mix kann je nach Situation der Firma innerhalb ihres Lebenszyklus und der Art des Geschäftsmodells variieren.

Entscheidend ist aber auch hier: Unternehmenswert ist nicht gleich Verkaufspreis. Die Erfahrung zeigt, dass falsche Preisvorstellungen einen geplanten Verkauf zum Scheitern bringen können. Darum sollten Inhaber den tatsächlichen Wert ihrer Firma zusammen mit erfahrenen Spezialisten ermitteln, genauso wie Kaufinteressenten gut beraten sind, die Business- und Finanzpläne von Experten verifizieren zu lassen. So oder so: Die Migros Bank steht als unternehmerisch geprägte Bank als Finanzierungs- und Sparringpartner  gerne an Ihrer Seite – auch mit massgeschneiderten Finanzierungslösungen.

Von Unternehmensbewertung bis Übernahmefinanzierung – wie wir helfen können

Eine Unternehmensbewertung ist ein wichtiger und zentraler Meilenstein im Lebenszyklus einer jeden Unternehmung und bildet die beste Basis für Preisverhandlungen für Firmenübernahmen, Unternehmensakquisitionen oder Nachfolgeregelungen. Gerne können Sie dabei auf unsere Erfahrung und Expertise zurückgreifen. Mit Weitsicht, Know-how und Verständnis für ganz unterschiedliche Geschäftsmodelle prüfen wir Due-Diligence-Unterlagen, nehmen Unternehmens- und Branchenanalysen vor, verifizieren Business- und Finanzpläne und unterstützten Sie auch bei Übernahmefinanzierungen bis hin zum Vollzug der Transaktion. Wo nötig ziehen wir Treuhänder, Steuerexperten und Rechtsberater bei – oder unsere Partnerin CSL Immobilien AG, wenn Firmenliegenschaften eine Rolle spielen.

Zögern Sie nicht, uns noch heute zu kontaktieren: +41 44 832 51 61

Kann eine Bewertung anhand der Jahresrechnung durchgeführt werden?

Ganz so einfach ist es leider nicht. Jahresrechnungen sind in der Regel steueroptimiert, weshalb es sinnvoll ist, dass ein Experte die Unternehmensbewertung verifiziert bzw. vornimmt. Dabei werden u.a. die Geschäftszahlen der letzten drei bis fünf Jahre berücksichtigt und bereinigt.

Welche Vorbereitungen kann ich vor einer Unternehmensbewertung treffen?

Eine aussagekräftige Unternehmensbewertung ist gleichzeitig eine detaillierte Analyse von Stärken und Schwächen Ihres Betriebs. Sie ist also nicht nur Grundlage für spätere Preisverhandlungen, sondern gibt Ihnen auch die Möglichkeit, im Vorfeld gezielt Massnahmen zur Erhöhung der Verkäuflichkeit sowie zur Steigerung des Unternehmenswertes durchzuführen. Folgende Fragen sollten Sie als Firmeninhaber beantworten können:
– Worauf können wir stolz sein? Worin sind wir besser als die Konkurrenz?
– Wo ist das Unternehmen schwach? Warum gehen Aufträge an Wettbewerber verloren?
– Welche Zukunftschancen sind absehbar? Welche Trends sind günstig?
– Wo lauern Gefahren für das bisherige Geschäftsmodell?
– Welche Aktivitäten der Wettbewerber sind zu erwarten?

Wie läuft eine Unternehmensbewertung ab?

In der Praxis erfolgt eine Unternehmensbewertung nach dem folgenden Prozess:
1. Bereinigung der Jahresrechnung
Mittels einer Bereinigung werden u.a. Steueroptimierungen, nichtbetriebsnotwendige Aufwendungen und Einsparpotenziale berücksichtigt.
2. Methodenwahl und Wertermittlung
Anwendung des geeigneten Mix aus Substanzwert-, Ertragswert-, Praktiker- und DCF-Methode unter Berücksichtigung der Marktwertmethode.
3. Interpretation und Plausibilisierung der Bewertung
Sämtliche Ergebnisse müssen einem Realitätscheck unterzogen werden. Das heisst, werttreibende Faktoren müssen bekannt sein, um die Bewertungsresultate interpretieren zu können.
4. Abschlussbericht
Ein ausführlich kommentierter Bericht inkl. der Dokumentation allfälliger Annahmen schliesst die Unternehmensbewertung ab. Dieser Abschlussbericht macht die Bewertung auch zu einem späteren Zeitpunkt nachvollziehbar und auch für Dritte plausibel.

Was ist die Earn-Out Methode?

Bei Unternehmensverkäufen sind sich Käufer und Verkäufer aufgrund unterschiedlicher Perspektiven nicht immer einig, was den Kaufpreis betrifft. Eine so genannte Earn-Out-Klausel kann hier Abhilfe schaffen, als optionaler Bestandteil des Kaufvertrags, der beide Parteien zufriedenstellt. Dabei wird der Kaufpreis in mehreren Tranchen bezahlt, wobei die Höhe der einzelnen Tranchen vom künftigen Erfolg des Unternehmens abhängt. Der Verkäufer erhält in jedem Fall den vereinbarten Basispreis. Der später ausgezahlte Earn-Out-Betrag und die daran geknüpften Konditionen und Bedingungen sind Verhandlungssache. Aus diesem Grund ist es ratsam, den Kaufvertrag inklusive Earn-Out-Klausel (mit Zielbetrag, Erfolgsmessgrössen und Stichtage) beidseits durch Experten prüfen zu lassen.

Zwei Männer während Beratungsgespräch sinnbildlich für Beratung der Migros Bank bei Fragen zu Strukturierte Finanzierung

Über eine Milliarde Franken Finanzierungsvolumen

Planen Sie den nächsten kapitalintensiven Entwicklungsschritt in Ihrem Unternehmen, wie z.B. die Übernahme eines Mitbewerbers bzw. Lieferanten, die Ausdehnung Ihres Filialnetzes oder die Finanzierung eines Infrastrukturprojekts? Oder steht in Ihrem Betrieb eine Nachfolgeregelung an? Solche Transaktionen erfordern speziell strukturierte Finanzierungen. Die Migros Bank verfügt in diesem Bereich über langjährige Beratungskompetenz: Seit 2008 hat sie über 100 solche Transaktionen mit einem Finanzierungsvolumen von über einer Milliarde Franken begleitet.